Im Web werden noch eine ganze Menge Shopsysteme eingesetzt, die nicht mehr vernünftig laufen. Die Weiterentwicklung der Altsysteme hält nicht mehr mit modernen Anforderungen an Landingpages, SEO oder auch Benutzerführung mit. Das Einpflegen von Produkten ist langsam, die Personalkosten entsprechend unnötig hoch. Und es gibt noch mehr Knackpunkte.
Fangen wir mal an mit Landingpages. Adwords braucht sinnvolle Kombinationen und Suchanfragen als passende Landingpages. Bei vielen alten Systemen klappt das gut auf einer Produktseite – Kunststück, es wird ja gerade ein Produkt angesteuert. Wer aber gleich mehrere Auswahlmöglichkeiten oder sinnvoll kombinierbare Produkte präsentieren möchte, schafft das entweder gar nicht oder nur mit einem Riesenaufwand. Moderne Shopsysteme machen so etwas auf Knopfdruck. Klick, Klick, Klick, schon ist eine passende Kombination erstellt, die grafisch auch noch direkt ansprechend dargestellt wird.
Alte Systeme haben eine sehr geringe Auswahl an Bezahlfunktionen. Da kann man sich nicht einfach den billigsten oder besten Anbieter aussuchen. In einem aktuellen Fall haben wir irre Abbrecherquoten bei Rechnungskauf. Da kenne ich aber viel bessere Systeme, die deutlich mehr Kunden durchwinken. Das ist ärgerlich. Mit viel Arbeit und natürlich auch Klickkosten landen die Kunden auf passenden Angeboten – und können nicht nach Wunsch zahlen. Frustrierend. Teuer ist dieses Altsystem obendrein. Die wissen genau, dass sie ziemlich alleine ohne Konkurrenz die Preise gestalten können. Der Prozentsatz an Kommission ist heftig. Bei Shopware, Magento, Woo oder anderen, gängigen Systemen, herrscht mehr Wettbewerb der Zahlungsanbieter, was die ganze Sache deutlich preiswerter und besser macht.
Arbeitszeit ist teuer und obendrein Frust der Angestellten vermeidbar – wenn man bessere Systeme vordenkt. Nehmen wir mal eine ganz einfache Produkteinpflege. Am schnellsten gehts, wenn man per Tab zum nächsten Eingabefeld kommt. Das oben schon mal erwähnte System erfordert Mausbewegungen quer über den Bildschirm. Und obendrein sind sinnvoll nutzbare Funktionen unnötig auf mehrere Fenster verteilt. Damit ist die Produktivität pro Mitarbeiter geringer. Auch nicht so toll. Immer ein Knackpunkt bei komplexen Angeboten sind Konfiguratoren. Damit legt man beispielsweise Vater-Artikel und Produktvariationen an. Sehr umfangreiche Konfiguratoren laufen als Plugins. Bei modernen Systemen hat man meist eine Auswahl verschiedener Anbieter. Bei Oldies kann es nur ein Anbieter sein, der so etwas überhaupt noch listet. Wenn dann zusätzlich die Bedienung und der Funktionsumfang den Stand vor 5 Jahren haben, oh, weh.
Ok, mal ein wenig technischer. Feeds steuern Marktplätze und bspw. Google Shopping an. Ich habe es am liebsten, wenn man diese sehr genau steuern kann. Das schaffen nicht alle Systeme. Vor allem ältere Software kann da reichlich zickig werden.
Je weniger der alten Systeme im Einsatz sind, desto geringer ist die Geschwindigkeit der Weiterentwicklung. Für Hersteller von Plugins lohnt sich eine Nischenprogrammierung halt nicht sonderlich. Zudem bekommen die neuen Systeme oft im Laufe der Zeit eine Menge Zusatzfunktionen und Erweiterungen, die man bei alten Systemen mühsam programmieren lassen muss. Auch die Motivation der Hersteller ist bei einigen Systemen nicht mehr prickelnd. Neuinvestitionen bleiben aus. Wo gängige Software schnell an aktuelle Anforderungen angepasst wird, kann es bei älterer Software ganz schön dauern – wenn es überhaupt kommt.
Und schon sind wir beim nächsten Nachteil. Alte Systeme mit geringen Marktanteilen ziehen nur wenige Softwareentwickler an. Also ist die Auswahl (und auch der Preiskampf) nicht so toll wie bei aktuellen Systemen. Kann auch gut sein, dass einzelne Entwickler oder Systemhäuser aus alten Systemen aussteigen. Und da wirds richtig heftig. Wird ein dringend benötigtes Plugin nicht mehr weiterentwickelt, hakt es böse im Komplettsystem. Die wenigen Spezialisten können dann Phantasiepreise verlangen und tun das manchmal auch. Kennt man übrigens auch von alter kaufmännischer Software. Die Jahr 2000 Problematik bescherte so manchem Rentner ein dickes Zubrot. Oder alte Versionen der AS/400 sind bei Programmänderungen ganz schön teuer.
Shop Migration. Das kann ein heftiges Thema werden. Je exotischer und älter das System, desto seltener finden sich funktionierende Exportfilter. Gerade bei komplexen Artikeln mit vielen Varianten wird das zu einer Fummelei für den Programmierer. Hier muss man teilweise auf die Datenbankebene herunter und mühsam Felder von einem Format in ein anderes überführen. Oder zwischendurch mit CSV Dateien arbeiten. Der reine Horror droht, wenn ein Altsystem noch munter eigene Änderungen vorgenommen hat. Aus einem klaren Bildnamen (für SEO) kann 12345xyz geworden sein. Ziemlich sinnlos für Google. Also muss noch mal Hand angelegt werden oder man schreibt sich irgendeinen Automatismus, der zumindest aus der Artikelbezeichnung irgendetwas sinnvolles zusammenstellt. Ganz abgesehen davon, muss man eine kurze Zeit lang an beiden Systemen arbeiten. Und die ins Altsystem investierte Zeit ist dann absehbar zum Teil für die Katz. Ich plädiere dafür, möglichst viel automatisiert zu migrieren und den alten Shop auslaufen zu lassen. Auf die Einpflege der letzten neuen Artikel in einen sterbenden Shop kommts auch nicht mehr an. Die Energie und (Arbeits)Kosten sind besser im neuen Shopsystem investiert.
Was sollte man machen, wenn man wechseln will?
Pflichtenheft erstellen. Was muss das System können an Warenwirtschaft, Schnittstellen (bis hin zu Steuerberater oder Zulieferern und Marktplätzen). Dabei Online Marketing nicht vergessen – SEO, Adwords Landingpages und einiges mehr bis hin zu Kundendaten für Mailings.
Arbeitsprozesse optimieren. Wenn man eh schon am Shop Änderungen vornimmt, warum nicht gleich Arbeitsschritte vereinfachen, Bedienung erleichtern, Aufwand senken?
Angebote verschiedener Anbieter einholen. Es gibt wahnsinnige Preisunterschiede für Programmierarbeit und Systemanpassung.
Abschätzen, was günstig zukunftssicher ist. Marktanteile beobachten. Recherchieren, wer wächst oder herumkrebst. Wo ist eine große Auswahl an aktuellen Plugins, werden die schnell weiter entwickelt? Wo gibt es viele und gute Programmierer/Systemhäuser?
Datenmigration planen. Wie bekomme ich die Daten aus dem Altsystem günstig, sinnvoll und sicher heraus, damit ich nicht zu viel manuell eintippen muss?
Zeitplan erstellen. Was wird wo wann und wie gebraucht? Vom Design über Zahlungsanbindung bis Mitarbeiterschulung.
Und noch eine ganze Menge mehr…….